Die folgenden zwei Tage verbrachte ich zusammen mit Markus in Muxia. Hier wollte ich in aller Ruhe meine Reise abschließen. Eigentlich hatte ich nur einen Tag in Muxia eingeplant, doch dann versprach die Wetterapp perfektes Wetter für den Sonnenaufgang am 22.11.
So verschob ich meine Rückfahrt nach Santiago auf den Nachmittag und begab mich mit Markus zur Kirche und zum Leuchtturm. Und was soll ich sagen, das Warten hatte sich gelohnt, wir erlebten einen gigantisch herrlichen Sonnenaufgang!
Und diesmal war auch die Kirche geöffnet. Diese besuchte ich und erhielt hier sogar noch den letzten Stempel meiner Reise!
Über dem Altar befindet sich der Schrein der Jungfrau Maria, umgeben von Dutzenden kleinen Booten.
Ruhe in Frieden, Björn
Bevor mich mein Weg dann am Nachmittag zurück nach Santiago führte, ließen wir es uns bei einem Weinchen am Hafen noch einmal gut gehen. Das schöne Wetter trug dazu bei, dass dieser Tag und mein Aufenthalt in Muxia besinnlich und still ausklang.
Um Mitternacht war es dann soweit: wir trafen uns am Wohnmobilstellplatz mit Casy und Horst. Stefan und ich waren am Stellplatz und Casey und Horst in der benachbarten Bar. Leider war der Stellplatz verschlossen und Stefan und ich mussten irgendwie über die Mauer bzw. den Zaun klettern. Zum Glück hatte Stefan eine Leiter parat und so konnten wir das Hindernis überwinden. Ein kurzes Abschiedsfoto in der Bar und dann konnte es endlich losgehen. Es war sehr dunkel, aber auch sehr mild. Ab und zu regnete es leicht. Auf dem Wegen befanden sich hunderte von Feuersalamandern und man musste sehr aufpassen, dass man auf keinen drauf trat. Tagsüber waren eher überfahrene Feuersalamander zu sehen, in der Nacht kamen sie aber alle raus.
Das Laufen war ganz anders als tagsüber. Hatte ich hier immer meine festen Zeiten im Kopf, wann ich wo und wie Pause machte, liefen wir jetzt einfach in den Morgen. Für die Pausen hatten wir Proviant und Getränke mitgenommen. Das, was man tagsüber sah, hörte man in der Nacht eher: den Ozean, die Windräder, das Rascheln der Bäume und die Stimmen der Tiere. Das war sehr mystisch. Leider konnten wir die Anblicke der schönen Dörfer nur erahnen.
So erreichten wir am Morgen Muxia und hatten noch genug Zeit für einen Kaffee. Zum Glück hatte bereits eine Bar geöffnet. Die erste Etappe meines „neuen Caminos“ war geschafft.
Nach dem Kaffee gingen wir los zur Kirche und zum Leuchtturm, um den Aufgang der Sonne zu erleben.
In Muxia befindet sich das Marienheiligtum „Santuário da Virxe da Barca“ und stellt das Ziel der Pilgerreise nach Muxia dar. Möglicher Ursprung dieses Tempels ist eine Kapelle aus dem 12. Jahrhundert. Die heutige Kirche ist barock und stammt aus dem Anhang des 18. Jahrhunderts. Gegenüber der Eingangspforte befinden sich die berühmten Felsformationen, die mit einer Legende verbunden sind und denen man heilende Wirkungen nachsagt. Die Legende besagt, dass die Jungfrau Maria im Boot nach Muxia kam, den Apostel Jakob, umarmte und ihn zur Evangelisierung Galiciens ermutigte. Marias Boot ist heute versteinert und soll teilweise in den Felssteinen zu sehen sein. Die Namen der Felsen lauten „Pedra da Abalar“ (Rumpf des Bootes), „Pedra dos Cadris“ (Segel des Bootes) und „Pedra do Timón“ (Steuer fes Bootes). Man schreibt ihnen heilende Wirkungen zu. So sind diese Felsen auch Teil origineller Bräuche. Der Pedra dos Cadrís“ diente beispielsweise dazu, Nieren- und Rückenleiden zu heilen, wenn man unter ihm bis zu neun Mal hindurchkroch.
Um den Sonnenaufgang im Osten zu sehen, bestieg ich den kleinen Hügel. Leider war der Himmel bewölkt, trotzdem war es ein besonderer Moment, den Anbruch des Tages hier zu erleben. Ich war auch sehr froh, dass Stefan mit mir hier war, denn unser Weg verlief die letzten Etappen weitgehend gemeinsam und deshalb war es sehr schön, auch gemeinsam die Reise hier zu beendeten. Sehr bewegend war für mich natürlich, dass genau dieser Augenblick das finale Ende meiner langen Fußreise bedeutete. So verweilte ich einige Zeit auf der Anhöhe, bevor ich wieder nach unten stieg und mir die Umgebung mit allen Felsen und der Kirche anschaute. Ich hatte es geschafft und hatte eine Reise erlebt, in der sich all meine Ziele und Träume mehr als erfüllt hatten.
Zurück im Ort frühstückten wir dann richtig. Kurze Zeit später trafen dann auch Derek und Alley mit Jane ein, die mit dem Bus gefahren waren. Dass der Wirt sehr unfreundlich war, trübte unsere Stimmung allerdings nicht. 😬
So langsam überkam mich dann aber die Müdigkeit. Nachdem ich mir die Urkunde „Muxiana“ geholt hatte, bezog ich meine letzte Albergue und legte mich schlafen. Das war nötig! 😴
Am Abend trafen wir uns alle dann zum Dinner am Hafen. Trevor war auch vor Ort und Markus erreichte ebenfalls Muxia und checkte in derselben Herberge, in der ich auch schlief, ein. So verbrachten wir einen fröhlichen Abend mit tollem Essen, vielen Geschichten und dem ein oder anderen Kaltgetränk.
Jane, Derek, Alley, Horst, Trevor, Markus, ich und CaseyDerek und ich
Vor dem Restaurant saß ein Pärchen, Tina und Marten, mit denen wir ins Gespräch kamen. Die beiden sind auf Weltreise in ihrem Segelboot und machten für ein paar Tage Station in Muxia. Auch, weil wohl schwere Sturmböen vorausgesagt waren. Am späteren Abend luden sie Trevor, Markus und mich auf ein Bier in ihr Segelboot „Valkyrie“ ein. Diese Einladung nahmen wir gerne an! Und auch hier waren die Gespräche richtig gut, gerade, da Pilgerwege und Seglerwelt ganz anders sind und doch vieles gemeinsam haben. So erfreuen wir uns auch an den unterschiedlichen Fotos vom Land und dem Meer. Zu sehen, wie das Leben auf dem Boot abläuft, war super interessant. Trevor betrat die Bootskabine mit den Worten: „I want to know, how you guys smell…!“ 😂😂😂 Wen dieses Segelabenteuer interessiert, kann gerne auf Instagram dem Kanal valkyrie_sailingadventure folgen…
Ich, Trevor, Tina, Marten und Markus auf dem Segelboot
Nach dem „Bootsbier“ entschlossen Markus und ich uns noch dazu, zum Leuchtturm und der Kirche zu gehen. Auch wenn der Wind sehr stark war, hatte dieser Platz eine ganz spezielle Atmosphäre in der Dunkelheit. Die tosende See mit den mächtigen Wellen des Atlantik war sehr beeindruckend. Nach ein paar Fotos gingen wir zurück in die Herberge. Meine Tour war beendet und dankbar blickte ich zurück, bevor ich in den Schlaf versank…
Um die Mittagszeit verließ ich das Hotel und holte mir die „Fisterrana“, die Urkunde für den Weg nach Finisterre. Danach spazierte ich durch die Stadt und am Strand entlang. Heute Nacht stand meine letzte Tour an: 30 Kilometer nach Muxia, um dort den Aufgang der Sonne zu erleben und dann endgültig meine Fußreise zu beenden. Diese letzte Etappe steht symbolisch für die ersten Schritte auf dem neuen Camino. Und ich erfüllte mir damit den Wunsch, einmal eine Nachtwanderung zu erleben. So langsam merke ich allerdings, dass ich müde bin und ich mich nach meiner Familie, meinen Freunden und Bekannten, meiner Heimat sehne. Von daher stört es mich auch kein bisschen, dass es zuhause kalt und ungemütlich ist. Ich denke, dass ich ganz viel Sonnenschein und gute Gedanken im Gepäck habe!
Im Laufe des Nachmittags traf ich noch ganz viele Pilger,. Unverhofft tauchte plötzlich Markus auf und wir begrüßen uns herzlich. Immerhin hatten wir uns zum letzten Mal in Saint-Jean-de-Pied-de-Port gesehen. Horst und Xavier waren auch da. Inzwischen wollten Horst und Stacy den Weg heute Nacht mitgehen. Ich war schon darauf gespannt, das wird ein besonderes Erlebnis und ein schöner Abschluss.
Eiedersehen mit MarkusWiedersehen mit Xavier. Horst und Frauke waren mit mir in der BarStärkung für die Nacht… 💪🏻
Da es hier immer erst sehr spät Essen gibt, warteten wir in einem Restaurant am Hafen. Zuvor hole ich noch meinen Rucksack aus dem Hotel. Dabei lief gerade ein Song von Enya, nach dessen Text ich googelte. Dabei las ich auf den folgenden Liedtext, der mal wieder wie die Faust aufs Auge passte:
City lights shine on the harbor Night has fallen down Through the darkness and the shadow I will still go on
Long, long journey through the darkness Long, long way to go But what are miles across the ocean To the heart that′s coming home?
Where the road runs through the valley Where the river flows I will follow every highway To the place I know…
Im Restaurant bestellte ich mir einen „Pulpo e Feira“. Wie zu erwarten trafen im Laufe des Abends immer mehr Pilger ein, da dies eines der wenigen Restaurants war, die noch geöffnet hatten.
Die Zeit zum Abmarsch verbrachten wir in Fraukes und Stefans Wohnmobil. Dann war es soweit, 0 Uhr, es ging los…
Meine vorletzte Etappe startete nach einem Frühstück. Mit der aufgehenden Sonne über dem Meer. Die heutige kurze Etappe sollte entlang der Küste verlaufen. Doch auch heute bestätigte sich wieder das, was die ganze Zeit auf dem Camino galt: jeder Tag wird anders als man denkt.
Kurz nach Aufbruch schrieb mich Michael an und teilte mir mit, dass es seinem Vater sehr schlecht gehe und er umgehend nach Santiago zurückfährt, um schnellstmöglich zurück nach Florida zu fliegen. In Gedanken und im Gebet bin ich natürlich bei Michael. Aber auch sehr traurig, dass wir uns nicht persönlich verabschieden konnten. All the best to you, my friend and god bless you!
Der Weg nach Fisterra war wunderschön und schon bald ging es an den Strand. Ein unglaubliches Gefühl, mit dem Füßen im Ozean zu stehen! 😍 Auch fand ich hier schon eine erste eigene Jakobsmuschel.
Kurz ging ich ich noch mit Frauke und Stefan zu deren Wohnmobil, trank danach einen Wein in einer Bar und checkte dann in meinem gebuchten Hotel ein.
Maciej und ich beim Verlassen der HerbergeKirche in CeeAuf zur vorletzten Etappe..
Nachdem ich geduscht und etwas gegessen hatte, begab ich mich auf den letzten Teil meines Jakobsweges hinauf zum Kap Finsterre.
Finisterre liegt an der Küste des Todes, der Costa de la Muerte, und hat seit jeher die Menschen in seinen Bann gezogen. Heftige, Stürme und dicker Nebel wurden an dieser Küste schon oft zum Verhängnis von Schiffen, zahlreiche Wracks zeugen davon. Vielleicht deshalb auch der Name “ Todesküste“. Und im Mittelalter galt das Ende dieser Küste, Finsterre, als das Ende der Welt. Auf der Spitze, am Kap Finisterre, steht ein Leuchtturm und der berühmte 0,0 Kilometer Monolith. Das Ziel vieler Pilger, die ihren Weg nach Santiago hierher fortgesetzt haben. Traditionell wartet man auf den Felsen des Cabo de Fisterre auf den Untergang der Sonne. Wenn diese langsam am Horizont versinkt und in den Atlantischen Ozean eintaucht, dann ist damit der Jakobsweg beendet. Man wendet den Blick gen Osten und plant den nächsten Camino. Und dies kann durchaus auch der weitere Lebensweg sein. Wer mag, geht dann die ersten Schritte seinem neuen Camino, entlang der Todesküste, nach Muxia. Hier befindet sich neben einem Leuchtturm das Heiligtum „Santuário da Virxe da Barca“. Nach den ersten Schritten, immerhin 30 km, betrachtet man hier den Aufgang der Sonne.
Und dies wird für mich dann das Ende meiner langen Fußreise sein. Symbolisch spiegelt das für mich den Glauben wieder: Der Weg endet am einem Punkt, aber es geht immer weiter. Das Leben endet nicht mit dem Tod, die Auferstehung führt in einen neuen Abschnitt.
Ungefähr 3 km liefen Frauke, Stefan und ich auf das Kap. Am Nullstein angekommen, wurden viele Fotos geschossen und ich wollte mein Video drehen. Es kamen aber so viele Leute an, die fotografieren wollten und sich laut freuten, dass dies eine ganze Zeit lang nicht möglich war. Trotzdem kannte man fast jeden und freute sich mit. Es kamen Tom aus Irland, Derek und seine Freundin aus Hawaii und Horst aus Deutschland an. Später traf ich noch viele andere, z.B. Tana, die ich noch von Frankreich her kannte.
Anschließend machte ich es mir mit einer Flasche Wein und einer Pfeife auf dem Felsen gemütlich. In Stille, ganz für mich allein, erlebte ich, wie die glühende Sonne im dem Meer versank. Ein sehr schöner Moment!
Danach ging ich in die Bar am Leuchtturm, wo viele andere kräftig am Feiern waren und trank kurz etwas mit. Allerdings hatte ich nicht so viel Lust auf Trubel. Trevor war hier auch und er wollte zurück in die Stadt, hatte aber kein Licht dabei. So gingen wir gemeinsam zurück. Frauke und Stefan waren bereits wieder in der Stadt und warteten.
Es war gut, dass ich mit Trevor ging, denn er hatte Rückenschmerzen. Das wurde so heftig, dass er fast kaum noch laufen konnte. Ich stützte ihn und wer pausierten hin und wieder. So brauchen wir natürlich einige Zeit mehr. Diese nutzten wir und führten tolle Gespräche. Irgendwann erreichten wir die Bar in der Frauke und Stefan warteten und bekam sogar noch etwas zu essen. Damit endete ein ereignisreicher Tag mit wieder vielen Emotionen.
Bild für Michael mit HorstCasy aus den USA hatte ich in Saint-Jean letztmalig gesehenErinnerungsfoto von Jane aus Saint-Jean-de-Pied-de-Port, mit Polli und Nauto…
Nach einem guten Frühstück ging es bei noch kühlen Temperaturen auf den Camino. Am Himmel war der Vollmond zu meiner rechten Seite deutlich sichtbar. Und nach kurzer Zeit zeigte sich linker Hand die Sonne und es wurde wieder angenehm warm. Die Landschaft, durch die ich heute zog, war unglaublich mystisch und erinnerte an vielen Stellen an die Heide. Es zeigten sich bizarre Felsformationen, allerlei Pinien, Ginstersträucher, Kiefern und Wacholderbüsche. Und wieder einmal konnte ich es nicht fassen, mit welch tollem Wetter ich beschenkt wurde. Dafür bin ich so dankbar! 🌞🌞🌞
Seit gestern hatte ich an meinen Händen, Hals und Kopf mit einigen Mückenstichen zu kämpfen. Irgendetwas fliegt hier herum, was ich anscheinend nicht vertrage.
Nach dem Ort Olveira folgte ein wunderschöner Höhenweg durch Heide und Kiefernwald.
PilgerdenkmalMittagspause an diesem schönen und friedlichen OrtAnscheinend gibt es hier Werwölfe… 🤔Immer uffbasse! ☝🏼Tatsächlich habe ich einen gefunden! 😳Die Weggabelung nach Finsterre oder Muxia Im Hintergrund sollte das Kap Finisterre zu sehen sein… sicher bin ich mir aber nicht…Capilla da nosa Señora das NevesEin Stückchen Ozean ist schon hier zu sehen… 😉
Und dann war es endlich soweit: plötzlich breitete sich vor mir erstmalig der Atlantische Ozean richtig aus. Ein Gänsehautmoment!
Erst zeigte sich der Atlantik nur ausschnittsweise vor mir…Dann immer etwas mehr…Bis schließlich an einer Lichtung der Blick auf den Ozean komplett frei war…
Die Stadt Cee war schnell erreicht, nach einem kurzen Umweg war ich auch bald an der Herberge und stand… vor verschlossener Tür! Telefonisch war niemand zu erreichen und auf meine Nachrichten antwortete niemand. Ein weiterer Pilger aus Polen gesellte sich hinzu und wartete mit mir. Normalerweise wäre ich bestimmt nervös geworden, ich blieb aber gelassen, im Vertrauen darauf, dass ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht draußen übernachten muss. Also haben Majej und ich uns einen Wein in der nahegelegenen Bar genehmigt. Eine Stunde später meldete sich dann prompt auch die Dame der Herberge und wir bekamen unsere Betten. Eine wichtige Lektion, die ich auf meinem Weg gelernt hatte: locker bleiben, Vertrauen haben, denn irgendetwas ergibt sich immer. 😁 So hatte ich eine nette Unterhaltung mit Majej und die Dame der Herberge war auch sehr nett und völlig entspannt. Die Herberge hatten weiter heute zu zweit. Zum Abendessen traf ich mich mit Frauke und Stefan, die ein Doppelbettzimmer in der Nähe gebucht hatten. Mit dabei waren das Pärchen Joshua (Peru, Joshua hatte ich damals sein vergessenes Shirt aus der Herberge mitgebracht) und Michaela (Schweiz) und eine Französin, die wir schon von vorher kannten. Nach dem Dinner trafen Frauke, Stefan und ich noch Trevor aus Kanada, ein pensionierter Geschichtsprofessor und Gitarrist, zu einem abschließenden Gläschen Wein. Wir führten noch einige tolle Gespräche und unterhielten uns sehr nett. Ein bisschen später wurde es und ich probiere noch ein paar „neue Schuhe“, die auf dem Stadtplatz standen an. Dann ging es ins Bett.
Ein herrlicher Tag, mit einer stillen und sehenswerten Landschaft, unglaublich tollen Wetter und natürlich mit dem Land ersehnten Atlantischen Ozean endete. 😍💖
Die Albergue Tequerón in CeeFrauke, Stefan, Mann am Tresen, Trevor und ich
Auch heute startete ich wieder ganz gemütlich in den Tag. In der Nacht hatten mich einige Stechmücken (hoffentlich keine Bettwanzen…) geplagt, so dass ich die meiste Zeit wach lag. Auch heute führte mich der Weg über die bekannten Hohlwege und durch stille Wälder. Dabei wanderte ich für mich alleine, was sehr entspannt war und erinnerte ich mich so ein bisschen an die ersten Etappen, die ich hinter Frankfurt lief. Auch eine gewisse Ähnlichkeit mit der Meseta empfand ich, nur war die Landschaft hier grüner und reicher an Vegetation.
Da die heutige Tour etwa 29 km lang war , erreichten wir unsere Herberge erst gegen 18:30 Uhr. In Deutschland war es zu dieser Zeit schon dunkel während sich hier in Spanien die Sonne erst langsam verabschiedete und noch einige Sonnenstrahlen spendete.
Die Albergue Monte Aro war sehr schön und idyllisch eingerichtet, ein Haus aus Granitsteinen. Generell ist es hier auf dem Weg sehr ruhig und es sind wenig Pilger unterwegs. Ich bin den ganzen Tag fast alleine gewandert. Auch scheint es, dass es hier keinen Gepäcktransport-Service gibt. Und die Pilger, die hier unterwegs sind, kennt man meist. So hatte ich auch heute wieder genug Zeit, meine ganzen Eindrücke und Erlebnisse auf sich wirken zu lassen. In der Stille unterwegs zu sein tut mir nach dem ganzen Trubel richtig gut.
Hier in der Herberge hab es noch ein gemeinsames Pilgermenü. Wir waren 9 Leute und hatten wieder eine tolle Gemeinschaft. Das ist hier das besondere: Man nimmt die Leute so an, wie sie sind und freut sich über jeden, der ein Ziel erreicht oder erreicht hat. Und man kümmert sich gegenseitig umeinander, auch, wenn man sich noch gar nicht kennt. Es herrscht eine besondere Gemeinschaft.
Nicole ist heute mit Steffi auf einem Konzert von Beth Hart in Mannheim. Ein Weihnachtsgeschenk, an dem ich leider nicht teilnehmen konnte. Viel Spass euch beiden! Geniesst den Abend. In Gedanken bin ich mit dabei!
Katharina war inzwischen zu Hause angekommen und mein Freund Markus aus Frankfurt ist heute ebenfalls in Santiago eingetroffen. Herzlichen Glückwunsch, ich hoffe wir sehen uns bald!
Und wieder ging ein herrlicher Bilderbuchtage zu Ende. Allerdings wird mir auch immer mehr bewusst, dass mein Weg so langsam aber sicher den Ende entgegen geht…
Glückwunsch, Markus, geniesse den Abend!
Fraukes Trommel
Mit Frauke und Stefan trank ich noch ein Gläschen Wein, bevor ich mich dann ins Bett begab. Es ging um Fraukes Trommel, die Stefan an seinem Rucksack mit sich trägt. Ich sagte, das ich eine wertvolle Trommel – Frauke hatte diese selbst gebaut – zur Sicherheit in ein Case gepackt hätte. Und dies war bei beiden ein Diskussionspunkt zu Beginn ihrer Reise. Am Ende trug Stefan die Trommel einfach so ohne großen Schutz mit sich, bei Regen allerdings abgedeckt. Und ich sah Pilger, die hinter Stefan liefen und ihn von hinten fotografieren und im Vorübergehen einen freundschaftlichen Ton auf der Trommel hinterließen. Und beide wurden von vielen Menschen auf ihr Instrument angesprochen und kamen dadurch oft in gute Gespräche. Und die Momente, wo die Trommel im Einsatz war, waren allesamt besondere Momente und es fühlten sich immer andere Menschen durch die begleiteten Lieder und Rhythmen angesprochen. Z.B. am Cruz de Ferro oder im Rahmen der Mediation am Abend vor Santiago. Somit trägt die Trommel quasi inzwischen eine eigene Geschichte mit sich und ist zu einem besonderen Instrument geworden. Das wäre in einem Case nicht passiert. Für mich passt hier ein Spruch dazu, den ich in einer Pilgerbar gelesen hatte:
Ich bin jedenfalls sehr froh, dass Stefan und Frauke mit mir auch dieses letzte Stück gehen, die beiden sind zwei ganz herzliche Menschen, die ich sehr lieb gewonnen habe und mit denen ich mich prima verstehe.
Gemütlich ging ich heute morgen los. Frauke und Stefan hatten sich auch dazu entschieden heute schon nach Finisterre zu laufen. Und so zogen wir los, aus der Stadt heraus. Das Wetter war trüb und es regnete hin und wieder. Ich war froh, als es wieder durch die Stille der Wälder ging. So hatte ich meine Zeit, all das Erlebte in Ruhe zu verarbeiten. Und ich freute mich, dass ich mit Frauke und Stefan gemeinsam den letzten Abschnitt gehen durfte. Auch wenn jeder immer wieder seinen Weg alleine geht, ist es schön, wenn man unterwegs immer wieder Freunde trifft.
Besonders schön war der Ort Puente Maceira mit seiner Brücke. Auch die Eukalyptuswälder dufteten teilweise besonders frisch. Waldwege und Straßen wechselten sich ab und es war angenehm zu laufen. In Negreira angekommen mussten wir eine Herberge suchen, diese war jedoch schnell gefunden: Albergue Alecrín. Hier gab es auch einen Supermarkt, immerhin stand dass Wochenende vor der Tür und auf diesem Weg hatte derzeit schon viel geschlossen. Generell ist jetzt auf diesem neuen Pilgerweg viel weniger los als auf dem Jakobsweg. Sowohl von der Anzahl der Pilger her, als auch von der Infrastruktur.
In Negreira als größere Stadt war das schon wieder anders. Hier fanden wir eine Bar für ein kleines Abendessen. Im Anschluss saßen wir noch in der Herberge ein wenig zusammen, bevor ich dann zu Bett ging. Ein verhältnismäßig ruhiger Tag endete so. Ich freue mich schon auf das Meer…
Der Abmarsch war für 8 Uhr geplant. Natürlich mit vorherigen Frühstück. Zuvor wartete ich auf Michael, der war schon um 04:30 Uhr gestartet. Nach einem Kaffee am Monte do Gozo brachen wir auf, zunächst noch einmal zu den Pilgerstatuen, die Michael noch wehen wollte. Alle anderen liefen langsam los in Richtiung Santiago. Danach ging es für uns den Berg hinunter in die Stadt, durch die Stadt, die letzten Meter und dann war es endlich soweit: wir zogen mit dem Ultreya-Lied gemeinsam ein und ich befand mich mitten auf dem großen Platz „Praza do Obradoiro“ vor der großen Kathedrale in Santiago! Geschafft, mein Ziel war erreicht, nach über 2800 Kilometern war ich zu Fuß von meinem Zuhause aus am Ziel angekommen. Das war ein absolut überwältigendes Gefühl, unbeschreiblich! 🏁
Was für ein großartiger Moment: Nach über 2800 km bin ich endlich in Santiago angekommen, stehe vor der Kathedrale und habe mein Ziel erreicht! 🏁 💪🏼 Mich hat es ja völlig aus den Socken gehauen… 💫 Diese Reise war ein riesengroßes Abenteuer für mich und ich bin unendlich dankbar, dass ich das erleben und durchführen darf. 😍😍😍 Danke vor allem an meine liebe Nicole und an meine ganze Familie! 💖 Und danke für all die vielen Nachrichten, lieben Gedanken, Kommentare, Gespräche und Motivationen! 👌🏻
Als erstes begrüßte mich Katharina, die schon vorher auf dem Platz gewartet hatte. Sie war die erste deutsche Pilgerin, die von zuhause aus gestartet war und die ich irgendwo in Frankreich getroffen hatte. Und nun war sie auch bei meiner Zielankunft mit dabei! Das war unglaublich schön! Allmählich trafen noch viele andere bekannte Gesichter und Pilger ein, die alle überwältigt waren. Eine kaum zu beschreibende Atmosphäre.
Nach den ganzen Fotoshootings wollte ich die Urkunde abholen. Und die ganze Zeit hatte ich mir gewünscht, auch von der Polizei einen Stempel zu bekommen. Und vor dem Pilgerbüro stand dann tatsächlich ein Polizeiauto und gab mir meinen letzten Stempel. Im Pilgerbüro war ich dann der 51ste Pilger an diesem Tag. Das ist meine Lieblingszahl und ich fotografiere gerne alles, wo eine 51 drauf steht. Das fand ich unglaublich.
Wiedersehen mit KatharinaMichael, Walter, ?,Maria, Annett, Xavier, Frauke, Monika, Stefan, ich, ?, ?, KatharinaMichael, Frauke, StefanStefan und ichRonSarah, Luc und ich
Auch, dass ich mit diesem tollen Wetter im November gesegnet war, empfand ich als ein großes Geschenk. Da wirkte es schon etwas fremd, dass auf dem Platz vor der Kathedrale gerade die Weihnachtsbäume aufgebaut wurden.
Der Nachmittag gestaltete sich interessant und am Abend besuchte ich die Pilgermesse. Die Messe wurde anscheinend vom Bischof aus Burgos persönlich gehalten und deshalb wurde auch der Botafumeiro, der Weihrauchkessel in geschwenkt. Dies geschieht besonders in der Nebensaison absolut selten. Grund war eben, dass der Bischof von Burgos da war und predigte. So war ich wieder ergriffen, dass ich diesen besonderen Moment an meinem Ankunftstag erleben durfte. Was für ein perfekter Tag, besser hätte es allen Belangen nicht sein können!
An dieser Stelle möchte ich Danke sagen:
Danke meiner lieben Frau Nicole, meinen Kindern Alina, Luana und Jona und meiner Familie, die mich so lange entbehrt haben. 💖
Danke meiner Mutter, die mir morgens und abends den Tag dich eine Nachricht gestartet und beendet hat!
Danke meiner Schulleitung, die mir das Sabbatjahr genehmigt hat und damit diesen Traum hat wahr werden lassen.
Danke meinen ganzen Freunden, Kolleg*innen und Ex-Kolleg*innen und Bekannten die mich immer wieder durch Kommentare, Nachrichten oder Meinungen begleitet und motiviert haben und sogar unterwegs besucht haben! 😉
Danke an alle meine lieben Mitpilger, die mich auf meinem Weg begleitet und unterstützt haben, mit denen ich tolle Momente erlebt und tiefe Gespräche geführt habe! Und die mit zu tollen Freunden geworden sind!
Danke an alle, die meinen Blog und die Storys verfolgt haben. Auch vielen Dank für all die lieben Nachrichten und berührenden Worte, die mich speziell am heutigen Tag erreicht hatten. Alles zu beantworten war gestern nicht möglich, aber ich werde mich sicherlich in der nächsten Zeit bei einigen melden. Alle eure Nachrichten aus der Heimat waren für meinen wundervollen gestrigen Tag „The cherry on the cake!“🍒
Danke, dass ich diese großartige Abenteuer erleben durfte, gesund geblieben bin, tolles Wetter hatte, Landschaften, Wein und Käse genießen durfte und das Gefühl von Freiheit, Abenteuer und mit mir alleine sein erlebt habe.
Abschließen werde ich meine Reise mit einer Wanderung an den Atlantik, nach Finisterre und Muxia. Das sind etwa 120 km, auf die ich mich jetzt schon sehr freue. Ab morgen werde ich dann quasi auslaufen! 😁 Auch das wird in diesem Blog dann stehen!
Den heutigen Tag starteten wir sehr gemütlich und begaben uns nach einem schönen Frühstück auf den Weg. Ziel war Monte do Gozo, der Berg der Freude. Für mich war es klar, dass ich hier, 5 km vor Santiago, stoppe. Morgen möchte ich dann in Ruhe nach Santiago laufen, Zeit für meine Ankunft haben und den Tag genießen.
Der heutige Tag war schon sehr bewegend. Unterwegs trafen wir in der ersten Bar wieder viele Pilger. Unter anderem Maria, aus Argentinien und Xavier, den ich schon aus Frankreich kannte. Wir unterhielten uns auf dem Weg über das Erlebte und über die Fortsetzung nach Santiago. Ich war mir immer noch nicht sicher, ob ich zuerst nach Finisterre oder nach Muxia laufen soll. Und im Gespräch wurde mir dann klar, wie ich meinen langen Weg beenden werde. Am Kap Finisterre werde ich meinen Weg mit dem Sonnenuntergang beenden. Danach laufe ich nach Muxia, um dort den Sonnenaufgang zu betrachten. Die Tradition besagt, dass mit dem Sonnenuntergang in Finisterre der Camino beendet ist und man den Blick in die Heimat wendet und den nächsten Camino plant. Das kann bildlich auch dafür stehen, wie man sich auf dem Weg verändert hat und in das weiter folgende Leben startet. In Muxia ist die Kapelle nach Osten ausgerichtet und dort erlebt man die aufgehende Sonne. Als Fortsetzung, dass alles weitergeht. Die Legenden dazu erläuterte ich später, wenn es dann soweit ist. Aber so werde ich es machen.
Vorbei am Flughafen von Santiago ging es nach Labacolla. Kurz nach dem Ort fließen zwei Bäche zusammen. An dieser Stelle pflegten sich die Pilger aus dem Mittelalter nochmals zu waschen, bevor sie dann feierlich nach Santiago einzogen.
Am Monte do Gozo angekommen passte das Wetter perfekt und am Fuße des Berges breitete sich die Stadt Santiago de Compostela aus. Hier erblickte ich dann zum ersten Mal die beiden Türme der Kathedrale. Das war der nächste Moment, der mich sehr bewegte. Hier hielt ich alleine kurz inne und ließ den Moment auf mich wirken. Monte do Gozo bedeutet “ Berg der Freude“. Denn Freude hatten die Pilger wenn sie nach all den Strapazen endlich das erste Mal Santiago sahen. Das ist auch heute noch so. Nach meinem langen Weg kann ich dieses Gefühl absolut nachvollziehen.
Dann ging es in die Herberge, die in einem riesigen Gebäudekomplex lag. Hier gibt es ca. 3000 Betten, angelegt vor allem für das Heilige Jahr, wenn sehr viele Pilger Santiago besuchen. Die Räume waren kasernenartig angelegt, trotzdem hatte ich ein ganzes Zimmer für mich alleine – zunächst zumindest.
Am Abend bot Frauke noch eine Meditation an und wir saßen mit den Leuten zusammen, mit denen wir morgen gemeinsam unser Ziel erreichen. Wir sprachen über die ganzen Beziehungen, wer wen woher kennt und tauschten unsere Geschichten aus. Und beschlossen, dass wir alle gemeinsam unseren Camino in Santiago beenden. Das waren teilweise richtig tolle Geschichten und viele Begegnungen sind einfach unglaublich. Menschen, die sich am ersten Tag gesehen hatten, aus den Augen verloren und kurz vor Ziel wieder trafen. Maria mit ihrer forschen Art, die immer nachfragt und Menschen durch freundliche, aber bestimmte Art dazu bringt, Dinge zu tun, die man nicht erwartet hatte. Z.B. dass der Besitzer einer Herberge in Palas de Rei seine eigentlich geschlossene Herberge extra für uns spontan öffnete, Leute anruft, die dann vor Ort sind, und letztendlich die Herberge voll besetzt ist. 😁
Danach gingen wir alle zusammen essen und mussten dabei schon den Stadtrand von Santiago laufen… 😁 Aber wir fanden ein Restaurant mit gutem Essen. Auch hier war es sehr interessant zu erfahren, wie man in anderem Ländern Essen zubereitet und welche Arten von Gerichten es gibt. Ich selbst bestelle mir Pulpo, was sehr lecker war. Allerdings nicht so gut, wie der in Melide! 😉
Bei richtig starkem Wind begaben wir uns dann zurück in die Unterkunft. Hier stellte ich fest, dass doch noch ein Mitbewohner auf meinem Zimmer war. Allerdings kein Pilger, sondern Samuel, der beruflich eine Fortbildung in Santiago absolvieren muss. So war es schön, auch mal wieder mit „normalen“ Leuten zu sprechen… 😁😁😁
Ein Tag mit unglaublich vielen Eindrücken, Erinnerungen und Begegnungen ging zu Ende und ich freute mich auf den morgigen Zieleinlauf!
Vorletzte EtappeFlughafen LabacollaPilgertreffen mit Geburtstagsfeier 😁Der Waschplatz der mittelalterlichen Pilger10k! 💪🏻Am Monte do GozoBlick auf SantiagoUnd die Türme der KathedraleHinten v.l.n.r.: Ich, Annett (Dresden), Stefan, Frauke, Xavier (Frankreich, Nähe Neufchateau). Vorne: Maria (Buenos Aires, Argentinien), Monika (Italien)Die HerbergeHerbergskomplexMein ZimmerAbschlussrunde und Meditation mit FraukeHier ist noch Ealter aus Trento dabei…Lecker Pulpo mit Kartoffeln
Auf meinem ersten Camino 2015 hier in Pedrouzo: ich, Michael, Hans, Anna, BenjaminÜbernachtung in der Turnhalle, da alle Herbergen damals ausgebucht waren…
Sehr gerne hätte ich heute morgen noch weiter geschlafen, gestern Abend war es spät geworden, bis ich ins Bett kam. Trotzdem hatte ich gut geschlafen und war froh, dass ich in die öffentliche Herberge Albergue Municipal gewechselt hatte. So quälte ich mich aus dem Bett, verließ als Letzter die Herberge, ging zum Frühstück in die benachbarte Bar und startete zusammen mit einigen anderen Pilgern, Frauke und Stefan die heutige Etappe.
Gleich zu Beginn ging es bergauf nach Arzúa. Ab hier war ich schon sehr auf den Weg, den ich bereits auf meinem ersten Camino im Jahr 2015 schon gelaufen war, gespannt. Damals lief ich den Küsten- und Nordweg von Santander aus und traf hier in Arzúa auf den Camino Frances. Da war es für mich schon spannend, an was ich mich alles erinnern konnte. Und so war es dann auch, ich entdeckte viele Orte und Plätze wieder, hatte einiges auch nicht mehr auf dem Schirm und suchte nach Plätzen, die noch in meinem Kopf waren. Ich konnte mich auch an die Mitpilger, mit denen ich damals diese Strecke gelaufen war, erinnern und wusste teilweise sogar noch, über was wir auf diesem Weg gesprochen hatten. Und die Übernachtung fand in der Turnhalle von O Pedrouzo statt, glaube ich zumindest…
Viele Dinge, Orte und Wege hatte ich aber definitiv nicht mehr auf dem Schirm. Da sich auch einiges in der Zwischenzeit verändert hatte. Z.B. erkannte ich eine Autobahnüberführung, die damals gerade erst gebaut wurde und mittlerweile schon lange in Betrieb war. Es ging weiter über die bekannten Hohlwege, durch Eukalyptusbaumfelder und wieder kleine Dörfchen. Und so gelangte ich nach O Pedrouzo. Wir hatten hier ein Vierbettzimmer mit Annett, Frauke, Stefan und mir gebucht.
Abends waren wir in einem mexikanischen Restaurant essen. Hier gab es auch einen besonderen Stempel aus Wachs für den Pilgerpass.
Das Wetter war super schön und sonnig. Es wehte allerdings zeitweise ein starker Wind und am Abend kühlte es auf 4° runter
Die Sonne zeigte sich bereits am Himmel und es versprach ein guter Tag zu werden. Da lief es sich doch gleich viel besser und das Wandern machte richtig Spaß. Es ging durch regionstypische Landschaften mit ihren bekannten Wegen. Wir waren wieder zu dritt unterwegs und freuten uns schon auf das Zwischenziel in Melide. Melide ist nämlich die Hauptstadt des „Pulpo“ (auf deutsch „Krake“ – kein Tintenfisch!). Hier in Galicien gibt es nämlich seit jeher an jeder Ecke sogenannte „Pulperías“, vergleichbar mit unseren Biergärten. Und hier wird vor allem Pulpo, mit Öl, Paprika und Salz gewürzt, gegessen.
😂
In der Pulpería Ezequiel in Melide sollte es angeblich den besten Pulpo Galiciens geben. Also rasteten wir dort und ließen es uns schmecken. Und ja, der Pulpo war richtig gut und etwas Besonderes!
Gut gesättigt ging es dann noch etwa 12 km zum Etappenziel in Ribadiso. Auch hier begleitete mich Sonnenschein. Kaum hatte ich in der Herberge eingecheckt, fand ich eine Bettwanze. Deshalb verließ ich die Unterkunft sofort und hatte Glück, dass in dem Ort noch eine andere Herberge geöffnet war. Alle anderen Pilger folgten mir nach. Stress am Abend! Die Herbergsbesitzerin war aber auch nicht sonderlich verwundert darüber und gab jedem das bereits bezahlte Geld zurück. Bettwanzen sind hier wohl bekannt… Ärgerlich allerdings, dass man nicht wirklich etwas dagegen unternimmt… Das war in Frankreich wesentlich besser geregelt, z.B. dadurch, dass man Rucksäcke, Jacken und Schuhe nie mit an den Schlafplatz nehmen durfte. Man musste das, was man aus seinem Rucksack brauchte immer in saubere Kisten umladen und, die durften dann mit ans Bett genommen werden.
Abschließend besuchen wir die gemütliche Bar des kleinen Ortes und beendeten einen schönen – mit kurzem Schrecken druchsetzten – Tag… 😉
Geschlafen hatte ich ganz gut. Leider war für den ganzen Tag Regen angesagt. Dementsprechend zog ich mich an und startete zum Frühstück. Frauke und Stefan warteten bereits in der Bar. Meine Motivation war heute sehr gering. Und auch der folgende Weg meiner Etappe war relativ unspektakulär, ähnlich wie am Tag zuvor, nur mit mehr Regen durchsetzt… Ich kam an einigen landwirtschaftlichen Großbetrieben vorbei und hatte den ein oder anderen Höhenmeter zu bewältigen und das Laufen fiel mir heute schwer. Aber alles Jammern hilft ja nichts, wenn man am Ziel ankommen möchte… 😉
Zum Glück hörte es irgendwann auf zu regnen und die Sonne kam heraus. Wieder führte der Weg oft parallel zu den Straßen und wir kamen durch die für Galicien typischen Eukalyptusbaumfelder. Auch waren heute Busse unterwegs, die an verschiedenen Bars hielten. Hier stiegen die Insassen aus, holen sich einen Stempel und fuhren dann weiter. So bekommt man am Ende dann auch seine Compostela… 😁
Nach einer schönen Mittagspause war das Ziel, Palas de Rei, schnell erreicht. Hier hatten komischerweise fast alle Herbergen geschlossen. Eine Mitpilgerin (Maria aus Argentinien) hatte aber gestern mit dem Besitzer einer großen Herberge telefoniert und gefragt, wie es sein kann, das alle Herbergen in Palas de Rei geschlossen hatten, wo doch aktuell noch viele Pilger unterwegs sind. Das Ende war, dass er sich bereit erklärte, die Herberge zu öffnen, wenn wir 15 Leute zur Übernachtung zusammen bekämen. Am Ende des Tages war diese Herberge, Albergue Zendoira dann voll belegt! Die Betten sahen aus, wie ein Aquarium und man konnte einen Vorhang in jeder Kabine zuziehen. Alles in allem aber eine schöne Herberge.
Wir gingen zu dritt noch essen und verbrachten danach mit einigen anderen Leuten einen schönen Abend im gemütlichen Aufenthaltsbereich der Unterkunft.
Dafür, dass ein Regentag vorausgesagt war, hatten wir überwiegend gutes Wetter mit eher wenig Regen. Das hat das Pilgern heute vereinfacht und es war am Ende wieder ein schöner Tag. Und mehr und mehr etabliert sich im Bewusstsein aller Pilger, dass das Ende unseres Caminos mit jedem Kilometer näher rückt und schon jetzt in greifbarer Nähe ist.
Die Sonne kommt herausEikalyptusbäumeEin historisches PilgerkteuzAlbergue Zendoira
Die Altstadt von Sarria erreichte man nur über eine Steine Treppe. Hans Frauke, Stefan und ich oben angekommen waren, frühstückten wir in einer Bar. Der weitere Weg aus Sarria heraus gestaltete sich diesmal sehr schnell und wieder. Wir waren wieder auf kleinen Straßen und Wegen durch zahlreiche kleinere Dörfer unterwegs. Natürlich lief ich auch wieder auf diesen typischen Hohlwegen, die mich jetzt immer wieder bis nach Santiago und Finisterre begleiten. Endlich sah ich auch einen der typischen spanischen Maisspeicher, die sogenannten Hórreos.
Auf der Straße war heute viel los. Das war mir aber im Vorhinein klar, denn die Stadt Sarria ist die Stadt, die am nächsten bei dem. Liegt, der nur noch 100 km von Santiago entfernt ist. Um die Compostella zu erlangen, muss man nämlich mindestens 100 km nach Santiago zu Fuß gepilgert sein. Und genau aus diesem Grund starten viele neue Pilger ab hier. Meist erkennt man diese an den großen schweren Rucksäcken… 😁 Dementsprechend hat sich auch die Anzahl der Herbergen in den Städten drastisch erhöht.
PilgerfrühstückEin typischer FriedhofEine alte …… römische BrückeEin HórreoGut gefüllt!Viel los heute…Was man so alles auf dem Weg findet… 😁Endlich habe ich eine Stockspitze und das völlig kostenlos!
So ging es weiter in den Zielort Portomarín. Die gebuchte Herberge war heute super. Anstelle eines Bettes in einem Schlafsaal kamen wir in einem Dreibettzimmer mit eigener Dusche unter. Auch wenn es auf den letzten Metern regnete, war es doch eine entspannte und schöne Wanderung. In Gedanken bin ich heute natürlich auch auf dem Kalten Markt in Schlüchtern. Per Video hatte ich dazu aufgerufen, mir ein paar Glühwein Bilder zu senden, die ich gerne hier auf meinem Blog veröffentlichen möchte. So kann ich einen mittrinken… 😉😁
Hier am Camino waren wir noch schön essen und hatten wieder einen tollen Abend.
Treppe nach PortomarínAlbergue Porto SantiagoPilgerschutz… 😂Da geht’s lang!
Heute war mal wieder so ein Tag, wo man besser im Bett bleibt… Das ging damit los, dass die Herberge in Bezug auf Hygiene nicht die Beste war. So fehlte unter anderem das Toilettenpapier und man musste akrobatisch aktiv werden, um die Toilettentür überhaupt zu schließen.
Zum Glück hatte im Ort eine Bar geöffnet, um einen Kaffee zu trinken. Das war’s dann fast auch schon bis zum Ziel. Der Weg war unspektakulär und führte durch zahlreiche von landwirtschaftlivh geprägten Dörfer. Zwischendurch gab es einen netten Platz, der schön eingerichtet war, aber auch nicht mit Sauberkeit glänzte.
Und der Weg bis Sarria zog sich in die Länge. Ein Highlight war, dass ich Zeit hatte, ausführlich mit Nicole zu telefonieren. Zwischendurch übersahen wir noch drei Pfeile und verliefen uns.
Dafür war die Herberge in Sarria in Ordnung. Ich nutze die Zeit, um einmal wieder alle meine Sachen, inklusive Schlafsack, in der Waschmaschine zu waschen. So langsam sehne ich mich nach frischen Klamotten.
In Gedanken war ich heute auch auf der Beerdigung von Paul aus meiner näheren Verwandtschaft. Rhe in Frieden! 🕯️
Im Ort selber gab es einen Supermarkt, in dem ich einige Sachen besorgen konnte. Da ich einige Zeit in der Herberge bei der Waschmaschine bleiben musste, plante ich meine nächsten Etappen nach Santiago und den Weg nach Muxia und Finisterre.
Am Abend gingen wir in eine Bar essen und ich bestellte mir einen Hamburger. Irgendwie bekam ich die Ketchupflasche nicht auf. Ein kräftiger Drücker brachte die Flasche aber zum Aufplatzen. Meine frisch gewaschenen Sachen, zumindest Jacke, Shirt und Hose waren voll Ketchup. 🙈 Das war auch der Grund, warum ich mich dann früh ins Bett begab…
Positiv war, dass der angekündigte Regen anfing, als ich schon in der Herberge war. Somit wurde ich wenigstens nicht nass.
Eigentlich hatte die Herberge zugesagt, dass es um 7:30 Uhr ein Frühstück gibt. Eigentlich. Leider war am Morgen niemand vor Ort. Blöderweise stand mein Stock noch im Innenraum der Bar und ich konnte diesen nur durch einige Kraxelei im Treppenhaus holen. So starteten wir unseren Weg ohne Frühstück. Sehr steil ging es los und nach 4 km erreichten wir endlich eine Bar und bekamen so den lang ersehnten Kaffee. Steil bergauf ging es dann weiter, bis wir kurz vor O Cebreiro dann die letzte autonome Gemeinschaft in Spanien, das lang ersehnte Galicien, betraten.
In vorrömischer Zeit waren die Kelten hier angesiedelt, was man noch in einigen Traditionen erfährt, z.B. der Dudelsack, auf galicisch Gaita. Neben Spanisch ist Galicisch die offizielle Landessprache und ähnelt dem Portugiesischen.
In O Cebreiro befand sich auch eines der wichtigsten Pilgerhospitäler. Auch gibt es hier noch die typischen Häuser mit Strohdach, die Pallozas. Eine mehr als 2500 Jahre alte keltische Bautradition, die sich bis heute erhalten hat.
Die Kilometerstein hier in GalicienPanorama… 🤩
Immer wieder ging es auf und ab, bei strahlendem Sonnenschein. Wir erreichten die Passhöhe von San Roque auf 1270 m und den Alto do Poio (Pass der Hühner) auf 1337m. Tatsächlich liefen hier auch überall Hühner herum und wir pausierten hier. Dies war auch der höchste Punkt des gallicischen Jakobsweges.
Die letzte Strecke führte dann durch zahlreiche Dörfer, in denen gefühlt mehr Kühe als Einwohner lebten. 😁 Aber der Abstieg zog sich und da die Herberge in den Dörfern schon geschlossen hatten, mussten wir nach Triacastela laufen. Wir kamen rechtzeitig an und könnten noch schön gemeinsam essen. Im Restaurant traf man sich wieder eine ganze Menge anderer Pilger. Damit ging wieder ein toller Tag mit einer wundervollen Tour zu Ende! 🤩😍
