Tag 122: Von Cee zum Kap Finisterre (18,53 km)

Am Ende der Welt und meines Jakobsweges

Meine vorletzte Etappe startete nach einem Frühstück. Mit der aufgehenden Sonne über dem Meer. Die heutige kurze Etappe sollte entlang der Küste verlaufen. Doch auch heute bestätigte sich wieder das, was die ganze Zeit auf dem Camino galt: jeder Tag wird anders als man denkt.

Kurz nach Aufbruch schrieb mich Michael an und teilte mir mit, dass es seinem Vater sehr schlecht gehe und er umgehend nach Santiago zurückfährt, um schnellstmöglich zurück nach Florida zu fliegen. In Gedanken und im Gebet bin ich natürlich bei Michael. Aber auch sehr traurig, dass wir uns nicht persönlich verabschieden konnten. All the best to you, my friend and god bless you!

Der Weg nach Fisterra war wunderschön und schon bald ging es an den Strand. Ein unglaubliches Gefühl, mit dem Füßen im Ozean zu stehen! 😍 Auch fand ich hier schon eine erste eigene Jakobsmuschel.

Kurz ging ich ich noch mit Frauke und Stefan zu deren Wohnmobil, trank danach einen Wein in einer Bar und checkte dann in meinem gebuchten Hotel ein.

Nachdem ich geduscht und etwas gegessen hatte, begab ich mich auf den letzten Teil meines Jakobsweges hinauf zum Kap Finsterre.

Finisterre liegt an der Küste des Todes, der Costa de la Muerte, und hat seit jeher die Menschen in seinen Bann gezogen. Heftige, Stürme und dicker Nebel wurden an dieser Küste schon oft zum Verhängnis von Schiffen, zahlreiche Wracks zeugen davon. Vielleicht deshalb auch der Name “ Todesküste“. Und im Mittelalter galt das Ende dieser Küste, Finsterre, als das Ende der Welt. Auf der Spitze, am Kap Finisterre, steht ein Leuchtturm und der berühmte 0,0 Kilometer Monolith. Das Ziel vieler Pilger, die ihren Weg nach Santiago hierher fortgesetzt haben. Traditionell wartet man auf den Felsen des Cabo de Fisterre auf den Untergang der Sonne. Wenn diese langsam am Horizont versinkt und in den Atlantischen Ozean eintaucht, dann ist damit der Jakobsweg beendet. Man wendet den Blick gen Osten und plant den nächsten Camino. Und dies kann durchaus auch der weitere Lebensweg sein. Wer mag, geht dann die ersten Schritte seinem neuen Camino, entlang der Todesküste, nach Muxia. Hier befindet sich neben einem Leuchtturm das Heiligtum „Santuário da Virxe da Barca“. Nach den ersten Schritten, immerhin 30 km, betrachtet man hier den Aufgang der Sonne.

Und dies wird für mich dann das Ende meiner langen Fußreise sein. Symbolisch spiegelt das für mich den Glauben wieder: Der Weg endet am einem Punkt, aber es geht immer weiter. Das Leben endet nicht mit dem Tod, die Auferstehung führt in einen neuen Abschnitt.

Ungefähr 3 km liefen Frauke, Stefan und ich auf das Kap. Am Nullstein angekommen, wurden viele Fotos geschossen und ich wollte mein Video drehen. Es kamen aber so viele Leute an, die fotografieren wollten und sich laut freuten, dass dies eine ganze Zeit lang nicht möglich war. Trotzdem kannte man fast jeden und freute sich mit. Es kamen Tom aus Irland, Derek und seine Freundin aus Hawaii und Horst aus Deutschland an. Später traf ich noch viele andere, z.B. Tana, die ich noch von Frankreich her kannte.

Anschließend machte ich es mir mit einer Flasche Wein und einer Pfeife auf dem Felsen gemütlich. In Stille, ganz für mich allein, erlebte ich, wie die glühende Sonne im dem Meer versank. Ein sehr schöner Moment!

Danach ging ich in die Bar am Leuchtturm, wo viele andere kräftig am Feiern waren und trank kurz etwas mit. Allerdings hatte ich nicht so viel Lust auf Trubel. Trevor war hier auch und er wollte zurück in die Stadt, hatte aber kein Licht dabei. So gingen wir gemeinsam zurück. Frauke und Stefan waren bereits wieder in der Stadt und warteten.

Es war gut, dass ich mit Trevor ging, denn er hatte Rückenschmerzen. Das wurde so heftig, dass er fast kaum noch laufen konnte. Ich stützte ihn und wer pausierten hin und wieder. So brauchen wir natürlich einige Zeit mehr. Diese nutzten wir und führten tolle Gespräche. Irgendwann erreichten wir die Bar in der Frauke und Stefan warteten und bekam sogar noch etwas zu essen. Damit endete ein ereignisreicher Tag mit wieder vielen Emotionen.

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